Pollenflug und Klimawandel
Im Großen und Ganzen haben viele Menschen noch nicht das Gefühl, dass sich das Klima verändert. Wenn sich die regionale und lokale Presse wieder mit Meldungen über die höchsten, je gemessenen Temperaturen, seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, überbietet, lässt dies zumindest die ansässige Bevölkerung aufhorchen. Und doch, der Klimawandel ist keine Erfindung der Wissenschaft, keine Falschmeldung, keine Fake News. Auch in Deutschland zeigen sich zahlreiche Auswirkungen der Klimaveränderungen – nur sind die dazugehörigen Pressemeldungen meist regional oder lokal, und erscheinen auf den ersten Blick wenig dramatisch, im Vergleich zu den aktuellen, globalen Krisen.
So betreffen die hiesigen Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland (und angrenzender Staaten) besonders die Vegetation. Vielleicht sind Sie Pollenallergiker, oder haben Angehörige oder Freunde, die unter Heuschnupfen leiden? Die persönliche Feststellung, dass sich die Leidenszeit der Pollenallergiker im Jahresverlauf verlängert, spiegelt die Auswirkungen des Klimawandels in Mitteleuropa.
Die wichtigsten Variablen, die heute in Deutschland und Mitteleuropa zur Biodiversität beitragen, sind die jahreszeitlichen Rhythmen der Pflanzen und phänologische Ereignisse (Badeau et al. 2020). Kenntnis und Beobachtung (Monitoring) der Mechanismen leisten einen wertvollen Beitrag. Der Klimawandel bewirkt, dass sich nicht heimische Pflanzenarten in neue Gebiete ausbreiten können. Diese Neuankömmlinge, als Neophyten bezeichnete Pflanzen, sind Profiteure des Klimawandels.
Zahlreiche Pflanzen sind mittlerweile in Deutschland angesiedelt, die ursprünglich beispielsweise aus dem wärmeren Südeuropa stammen. Der Klimawandel führt also zu Migrationsbewegungen einzelner Pflanzen, es kommt zu klimainduzierten Arealverschiebungen der Vegetation (Pompe et al. 2011).
Wärmeres Klima in Deutschland bedeutet somit Veränderungen im Jahreszyklus der Pflanzen, hinsichtlich z.B. der Wachstumsperioden und des Blühverhaltens.
Eine Verlängerung der Vegetationsphase und die z.T. zweite Blüte von Bäumen, Sträuchern und Kräutern führen zu intensiverem Pollenflug. Neophyten sind hochallergen, so dass allgemein das Allergiepotenzial in Deutschland steigt.
Kompetenzen und Lernziele:
- Nach Bearbeitung dieser Lerneinheit haben Sie Basiswissen erworben, können Neophyten benennen und deren klimawandelbedingte Ausbreitung nachvollziehen.
- Sie können die phänologische Uhr lesen und anwenden. Zusätzlich haben Sie Kenntnisse über medizinische Eckdaten zur Pollenallergie erworben.
- Sie haben Grundwissen in der Morphologie von Pollenkörnern und Wissen über die wissenschaftliche Auswertung von Pollen erlernt. Sie können nun beurteilen, inwiefern der Klimawandel für den erhöhten Pollenflug verantwortlich ist.
- Anhand der Anwendungseinheit ermitteln Sie klimatische und phänologische Daten für Pflanzenarten Ihres Heimat- und/ oder Studienortes und können abschätzen, inwiefern sich der Klimawandel dort bereits aktuell und zukünftig bemerkbar macht.
- Kennenlernen der Grundlagen der Pollenanalyse als Basiswissen zur Lerneinheit „Pollenflug und Klimawandel“.
- Kennenlernen der Phänologie (Vegetationsperioden charakteristischer Pflanzen) zur Beurteilung klimatisch bedingter Verschiebungen der Jahreszeiten.
- Kennenlernen medizinischer Eckdaten zu Allergien.
- Kennenlernen von Neophyten und klimawandelbedingter Ausbreitung potenziell allergieauslösender Pflanzen in Deutschland.
- Beurteilen, inwiefern der Klimawandel für den erhöhten Pollenflug verantwortlich ist.
- Reflexion des eigenen Standpunkts in Fragen zu den Auswirkungen des Klimawandels.
Aufbau der Lerneinheit:
- Diese BNE-OER Selbstlerneinheit zum Thema „Pollenflug und Klimawandel“ vermittelt grundlegendes Basiswissen über die Zusammenhänge zwischen dem Einfluss des Klimawandels auf die Vegetation.
- Sie können an verschiedenen Selbstlernstationen Fachwissen über die Neophyten und die Phänologie (die Vegetationsperioden charakteristischer Pflanzen, auch Zeigerpflanzen genannt) erlernen. Auch werden Sie in die Grundlagen der Pollenkunde und der Allergologie eingeführt.
- Jede Lernstation beinhaltet einen theoretischen Teil, in dem Sie neue Kenntnisse erwerben können. Teilweise gibt es kleine Übungsaufgaben und Tests zur Überprüfung des Wissens. Am Schluss bearbeiten Sie eine Anwendungseinheit.
Zielgruppe:
Angehende Lehrkräfte und Kindheitspädagog*innen
Zeitaufwand:
ca. 90 min
Autor*innen:
Katrin Geiger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geographiedidaktik der Universität zu Köln. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Paläoökologie, speziell im Holozän und Quartär, und Kulturlandschaftsentwicklung. Ihre Arbeit umfasst Palynologie, die Analyse von Pollenflug und Klimawandel, sowie Sedimentanalyse und geochemische Labormethoden. Zudem engagiert sie sich in der Umweltbildung.
Prof. Dr. rer. nat. Karsten Schittek ist Professor am Institut für Geographiedidaktik der Universität zu Köln. In seiner Forschung konzentriert er sich auf eine Vielzahl von Themen, darunter Paläoklima- und Vegetationsrekonstruktion, quartäre Paläoökologie, Vegetationsgeographie sowie ökologische Geobotanik. Seine Arbeit erstreckt sich auch auf Synökologie, die Untersuchung von Moor- und Quellökosystemen sowie auf den Arten- und Biotopschutz.
Prof. Dr. Alexandra Budke ist Professorin am Institut für Geographiedidaktik der Universität zu Köln. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit Politischer Bildung sowie mit Argumentation und Kommunikation im Geographieunterricht und der Lehrkräftebildung.